Peru | Sept./Okt. 2006 |
El Condor pasa...
Um es mal schnell in einem Satz zusammenzufassen: Peru ist ein faszinierendes, spannendes Land voller Gegensätze!!!
Bei der Planung unserer Tour hatten wir eines doch arg unterschätzt: Peru ist irrsinnig groß!
Deutschland verschwindet locker ein paar Mal darin!
Das Problem dabei ist, dass die touristisch interessanten Gebiete ziemlich weit verstreut sind und die Entfernungen sind gigantisch! (Ein Beispiel: Von der Hauptstadt Lima (dort, wo wir angekommen sind) bis nach Huaraz, dem Ausgangspunkt für Anden-Touren, sind es gute 500 km. Von dort nach Cusco, dem Zentrum der Inka-Kultur: knapp 1.500 Kilometer! Und weiter nach z. B. Arrequipa: weitere 500 km...
Dazwischen: NIX!
Zwischen den größeren Städten gibt es zwar recht zuverlässige Flugverbindungen, aber meistens ist der Bus die einzige Möglichkeit, um von A nach B zu kommen! Es ist vollkommen üblich, mal eben 3 - 5 Stunden mit dem Bus zu einer Sehenswürdigkeit oder dem Startpunkt eines Treks zu fahren. Die großen Überlandbusse der Touristenunternehmen sind zwar super-bequem und es wird auch immer was leckeres zu essen serviert - aber ich habe ein echtes Problem mit dem Busfahren!! Schon als Kind konnte ich Autofahrten nicht vertragen, jetzt ist es immer noch so, dass ich bei einer Bustour die meiste Zeit ziemlich grün im Gesicht bin... | |
Dazu kommt, dass die meisten Busse hier eindeutig für Kleinwüchsige konstruiert wurden, so dass ich nicht nur gegen die Übelkeit, sondern auch noch gegen eingeschlafene Füße ankämpfe. Aber was soll's - irgendwie müssen wir doch von durch's Land kommen!!! Leihwagen sind sehr teuer. Außerdem: auf diesen Straßen in Verbindung mit der eher weiten Auslegung der Verkehrsregeln möchten wir im Moment eigentlich noch gar nicht selber fahren...!! | |
| |
| |
So manches Mal zwar auch mal mit Verspätung... (Stefan -hinten rechts, mit Hut - hatte mit dieser Panne aber nix zu tun!!!) |
Land und Leute...
Peruaner sind fröhlich, lebenslustig, sehr freundlich und sehr aufgeschlossen.
Wenn wir uns z. B. in die Markthallen stürzen, in die sich die meisten Touristen nicht hinein"wagen", werden wir sehr oft freundlich gegrüßt und auch schon mal angesprochen.
Meistens fallen wir ja auch schon von Weitem auf, schließlich sind wir beide durchschnittlich ein bis zwei Köpfe größer als die meisten Peruaner!
Das sind dann Momente, in denen ich mich über mein doch sehr lückenhaftes Spanisch echt schwarz ärgere. Aber mit Händen und Füßen geht eigentlich alles!!
__
Peru ist übrigens ein sehr lautes Land!
Nicht nur in den Städten, wo neben dem "üblichen" Straßenlärm alle Taxen und Busse gleichzeitig hupen, während die Schaffner aus den Türen hängen und der potentiellen Kundschaft lauthals die Fahrtrouten entgegenschreien.
Auch in den Dörfern herrschst ein ewiger Lärmpegel.
Wer über einen Cassettenrecorder oder CD-Player verfügt, beschallt gleich die gesamte Nachbarschaft mit.
In Geschäften und Restaurants dudelt auch ständig Musik.
Leider gilt laute Musik wohl irgendwie als Statussymbol, denn sobald wir uns in einem Restaurant an einem Tisch niederlassen, wird die bis gerade noch halbwegs dezente Musik schnell laut gedreht, damit der Gast sich auch ja wohl fühlt...
Wir haben so manch gemütlichen Abend damit verbracht, uns bei Essen gemütlich anzuschreien...
Die Anden
Die Landschaft in den Anden haut uns immer wieder um! Das Andenhochland ist spektakulär, atemberaubend, bezaubernd - aber manchmal auch ein bisschen bedrohlich! |
Die Höhenakklimatisierung hat uns allerdings einige Problme bereitet.
Es gibt noch eine Sache, die wir einfach nicht in den Griff bekommen: unsere Aufwachzeiten!!! | |
Wandern kann man hier übrigens buchstäblich, bis man umfällt!
| |
Zunächst mussten wir uns aber damit anfreunden, dass wir nicht, wie wir es bisher gewohnt waren, mal eben allein losstiefeln können.
| |
Hier ist es üblich, mit einer ganzen Kompanie an Begleitern zu wandern. Träger, wie in Nepal, gibt es nicht, das übernehmen Esel oder Maultiere, für die natürlich Leute gebraucht werden, die auf die Viecher aufpassen. (Auch wenn wir gewohnt sind, unseren Kram selbst zu schleppen, ist es in diesen Höhen doch sehr angenehm, wenn das ein anderer Esel als man selber übernimmt...) | |
Nachdem wir uns in Nepal bereits den Luxus eines Gepäckträgers geleistet hatten, haben wir mittlerweile eine ganz neue Dimension des Wanderns erreicht: | |
Lodges, die man hier von Tag zu Tag ansteuert, gibt es in den Anden nur sehr selten, daher wird üblicherweise im Zelt übernachtet. Auf 4.000 Metern eine durchaus interessante Erfahrung - denn nachts fallen die Temperaturen schon mal ganz deutlich unter den Gefrierpunkt! Mir war nicht bewusst, wie viele Schichten Klamotten man übereinander ziehen kann... | |
Schnell mal ein Wort zum Essen: Es ist wirklich billig, satt zu werden. Ein komplettes, einheimisches Menü (Suppe, Hauptgang und Getränk) kostet zwischen 4 und 12 Sol (= 1-3 Euro). Und eigentlich ist bis jetzt alles SUPER lecker und bekömmlich gewesen.
Dennoch: die übliche Vorsicht ist natürlich immer geboten!!
Der Renner in Peru sind übrigens Kartoffeln!!!
Es gibt hier mehrere hundert verschiedene Sorten! Jedes Tal hat sich quasi seine eigene Kartoffelsorte gezüchtet. Die Zubereitungen sind ausgesprochen phantasievoll. Selbst wenn wir jeden Tag Kartoffeln essen, besteht nicht die geringste Chance, auch nur ienen halbwegs angemessenen Bruchteil davon auszuprobieren!!
Und das Obst!!! HERRLICH!! Ich fürchte, ich werde zu Hause nie wieder eine Banane oder Papaya essen, ohne dass mir die Tränen in die Augen schießen!! (Links: ein echter "Saftladen"!! Die Frucht, die die nette Dame dort schält, ist übrigens keine Melone oder ein Kürbis, sondern eine PAPAYA!!! |
Trotzdem könnten Vegetarier in Peru aber durchaus verhungern, weil irgendwie alles mit Fleisch (meist Geflügel) zubereitet wird.
Getrunken wird hier immer und überall "Mate de Coca". Das ist Tee aus Coca-Blättern!
Angeblich hilft der Tee gegen und für alles!!
Anfangs hat er mir nicht so wirklich geschmeckt, aber jetzt trinke ich soviel davon, dass ich mich in den nächsten Wochen wohl besser nicht in die Nähe eines Drugwipe wagen werde...
Aber bei aller Schönheit und Faszination: Peru ist ein sehr armes Land!
Es muss zwar niemand hungern, weil überall genug wächst. Aber es ist einfach nicht genug Geld da und trotz Schulpflicht gibt es immer noch eine große Menge Analphabeten.
Die Wohnverhältnisse in den Bergdörfern sind oft mehr als primitiv und so manches Mal haben wir verwöhnten Großstadt-Fräcke uns gefragt, wie man so leben kann... So ist es auch nachvollziehbar, dass junge Peruaner aus den Dörfern nach Lima flüchten, in der (trügerischen!!) Hoffnung, dort ein besseres Leben vorzufinden!
Dennoch: es fehlt zwar an allen Ecken und Enden, aber der Erfindungsreichtum der Peruaner ist beeindruckend!! (Anmerkung: die Wasserspülung dieses Open-Air-Toilette (Baño al aire libre) funktionierte einwandfrei!!!!!) |
Angst vor der neusten Technik hat hier ohnehin niemand, ganz im Gegenteil!
Mehr als einmal haben wir in abgelegenen Bergdörfern hochmodernde Computer mit neuster Softwäre in den Lehmziegelhütten gesehen, in der Cordillera Blanca habe ich einen uralte Peruanerin in Landestracht beobachtet, die neben einem Computer hockte, ein Headset auf den Ohren hatte und fröhlich über's Internet telefonierte...!!!
In den touristisch populären Städten ist die Armut zumindest dem äußeren Anschein nach nicht so groß wie auf dem Land! Wir hatten z. B. oft den Eindruck, dass nahezu jeder mindestens ein Handy in der Tasche hat! (In Huaraz haben wir eine sehr nette kleine Ankedote erlebt: Am Ende einer Tageswanderung sind wir in einem winzigen Bergdorf gelandet. Das vorher organisierte Taxi wartete schon auf uns. Eine Bäuerin sprach unseren Guide an und fragte, ob sie ein Stück mitfahren könnte. Klar, kein Problem!! Kaum saß sie neben mir im Auto, knotete sie ihr Schultertuch auf, kramte in einem Berg Zwiebeln und Grünzeug - und förderte ein topmodernes Handy zutage, mit dem sie sofort zu telefonieren anfing...)
So langsam nimmt eine Sache schon fast dramatische Züge an: Ständig gehen hier irgendwelche Mythen den Bach runter!
Hallo Kaffeetrinker, welche Gefühle bewegen Euch bei den Worten "peruanischer Anden-Hochland-Kaffee"???
Vergeßt alles! Wenn man hier einen Kaffee bestellt, bekommt man eine Tasse heißes Wasser und ein hammerhartes, tintenschwarzes Konzentrat aus löslichem Kaffee auf den Tisch!! (Der gesamte gute Kaffee geht wahrscheinlich in den Export!!)
Außerdem sieht/hört man nirgendwo Panflöten!! Aber das könnte natürlich daran liegen, dass sich sämtliche Panflöten-Spieler Perus bei uns in den Fußgängerzonen aufhalten... (Aber zumindest schallt uns mindestens zweimal täglich aus irgendeiner Musikbox "El Condor Pasa" entgegen!)
Und dann wäre da auch noch die Panamericana... Ein Name, der das Herz von Mopedfahrern leicht beschleunigen lässt. Traumstraßen der Welt!!!!! Von wegen.... |
Unsere bisherigen Stationen:
Lima (Meereshöhe):
Auch wenn manch ein Süramerika-Fan jetzt gequält aufschreien wird: so richtig viel hat Lima eigentlich nicht zu bieten...
Es ist eine riesengroße, irre laute Stadt mit ca. 10 Millionen Menschen, unglaublich viel Verkehr und einer Luftverschmutzung, die auch für leidgeprüfte Kölner ein echter Härtetest ist!! Nach drei Tagen Lima haben wir erleichtert das Weite gesucht!!
Huaraz (3.090 m NN):
eine kleine Stadt in der Cordillera Blanca, die noch nicht von Touristen überschwemmt wird und damit sehr viel Charme besitzt.
Cusco (3.400 m NN):
Die ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches, sie galt früher als der "Nabel der Welt" Hier hat Pizarro um 1533 seine Schlachten gegen die Inka geschlagen und deren Schätze davongeschleppt.
Cusco hat einen beeindruckenden, prunkvollen Stadtkern und ist sehr modern. Man merkt eben deutlich, dass hier die Touristen als erstes hingekarrt werden, wenn sie in Lima aus dem Flugzeug gestiegen sind.
| |||||
| |||||
Macchu Picchu (2.360 m NN):
Die sagen- und mythenumwobene Inka-Stadt mitten im Gebirge.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, dorthin zu gelangen: entweder mit dem Zug ($ 150,-!)oder zu Fuß. Wir haben die zweite Möglichkeit gewählt. Es war zwar eine elende Schinderei, aber wunderschön und ziemlich abwechslungsreich! Den berühmten Inka-Trail sind wir allerdings nicht gegangen, weil er auf Monate ausgebucht ist. Aber so richtig traurig waren wir nicht, denn die Alternative, der Salkantay-Trek, der über einen 4.600 m hohen Pass führt, ist mindestens genauso schön und längst nicht so überlaufen!! Auf dem Inka-Trail sind täglich 500 Menschen unterwegs (und das ist schon eine limitierte Anzahl!!!), so dass von ungestörtem Naturgenuss kaum die Rede sein kann. (Außerdem muss man am vorletzten Tag mehrere tausend Treppenstufen bewältigen, von denen sich keine zwei gleichen sollen...) | ||
Puerto Maldonado (230 m NN)
Aus den Bergen ging es geradewegs in den Dschungel.
Das bedeutete nicht nur, dass wir uns innerhalb einiger Stunden mal eben gute 3.000 Meter tiefer befanden, sondern dass plötzlich auch ganz andere Temperaturen herrschten. Als wir in Puerto Maldonado aus dem Flugzeug stiegen, hatten wir beide das Gefühl, als hätte uns jemand ein Kölschtablett mit Anlauf gegen den Kopf gehauen...
37 °C und eine Luftfeuchtigkeit im dreistelligen Prozentbereich...!!
Unsere Lodge, das Explorer's Inn, lag eine halbe Auto- und eineinhalb Boots-Stunden entfernt, mitten im Nationalpark. Eine wunderschöne Anlage, in der wir uns 5 Tage absolut wohl gefühlt haben!! (Nein, nicht nur wegen der Liegestühle und Cocktails!!!) |
Mit unserer "eigenen" Guide, Sonia, sind wir stundenlang durch den Dschungel geschlichen. Das ist wörtlich zu nehmen, denn zum einen muss man wirklich leise sein, außerdem haben wir ganz andere Wander-Geschwindigkeitswerte kennen gelernt: für einen Weg von ca. 5 km haben wir durchschnittlich 4 - 4 ½ Stunden gebraucht!! (Naja... um ehlich zu sein... bei den Temperaturen ging es manchmal auch gar nicht viel schneller...) | ||
Aber der eigentliche Grund: wenn man schnell und laut durch den Dschungel "rennt", sieht man absolut NIX!! Aber dank Sonia, die nicht nur viel Erfahrung und Dschungelkenntnis, sondern auch noch echte Adleraugen hat, haben wir einige sehr seltsame Tiere sehen können! | ||
Ein Faultier (nachdem es uns gesehen hatte, war es in atemberaubender Geschwindigkeit (ca. 1/2 Meter pro Minute) in der Baumkrone verschwunden...) | "Brown Howler Monkey" Näheres siehe unten... | |
Ca. 1.250 von 20 Millionen Termiten... | Keine Ahnung... Hab' vergessen, wie die Viecher heißen... | |
Ein Königsgeier. Die Tiere erreichen eine Flügelspannweite von mehr als 2 Metern! |
Als unbedarfter Großstädter ist man in diesem Wald allerdings ein bisschen verraten und verkauft!
Entweder man trampelt blind an allen Viechern vorbei - oder man verfällt von einer Panik in die andere!!
So wären wir z. B. beinahe auf eine etwa 2 Meter lange Schlange gelatscht, die friedlich auf dem Weg in der Sonne lag.
Oder: plötzlich brach ganz in unserer Nähe ein Höllenlärm los! Ein ohrenbetäubendes Grollen, Knurren, Heulen, Brüllen... Ich hatte schon Attacken von Löwen, Tigern und Erdbeben vor Augen, aber Sonia zeigte nur gelassen in Richtung der Baumkronen: "Monkey". Unglaublich...
(Am nächsten Morgen saß genau dieser Affe um vier Uhr morgens heulend und brüllend auf dem Dach unserer Lodge... Ich hatte echte Mordgedanken!!!)
Aber das ABSOLUTE HIGHLIGHT war eine zweitägige Tour mit Boot und Zelt zur "Collpa de los Guacamayos", den Lehmlecken der Papageien!
Ein unglaubliches Spektakel!!
Die Vögel "treffen" sich morgens an einer Stelle, wo es mineralhaltigen Lehm gibt, den sie als Futterergänzung brauchen. Dort fallen sie unter ohrenbetäubendem Geschrei zu Hunderten über die Uferwände des Flusses her. Es kommen nicht nur die "kleinen" Amazonen, sondern auch Unmengen von den großen, wunderschönen Aras!!
WAHNSINN!!
Und noch etwas haben wir gelernt: jetzt wissen wir auch, warum der Regenwald Regenwald heißt...
Wenn's hier regnet, dann richtig!! | - und dann muss der Kapitän auch schon mal Wasser schöpfen... |
Arequipa (2353 m NN)
Arequipa ist mit ca. 900.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Perus.
In der Nähe von Arequipa liegt der Colca Canyon, der tiefste Canyon der Welt!! Er wird vom höchsten bis zum teifsten Punkt mit ca. 4.200 Metern gemessen! Zum Vergleich: Der Grand Canyon hat dagegen "nur" 1.800 m anzubieten...!
Am Colca Canyon liegt auch der "Cruz del Condor".
Hier starten frühmorgens die beeindruckenden Anden-Condore ihre Flüge über die steilen Hänge. Daher galt dieser Punkt früher für die der Bewohner des Tals als heiliger Ort, heute ist es DER Aussichtspunkt am Colca Canyon. Denn hier kann die Condore, die z. T. über Flügelsspannweiten von ca. 3 m verfügen, aus nächster Nähe beobachten!
Puno (3830 m NN) Eine kleine Stadt mit 95.000 Einwohnern direkt am Titicacasee (der höchste, schiffbare See der Welt) und am Rande des Altiplano (die fruchtbare Hochebene, die sich rund um den Titicacasee bis nach Bolivien hinein erstreckt). Für uns war es eigentlich nur eine Durchreisestation auf dem Weg nach Bolivien!! |