Madagaskar
NEIN, das ist natürlich NICHT Madagaskar!
Aber aus Australien kommend, mussten wir in Johannesburg/Südafrika zwischenlanden. Und dank nicht kompatibler Flugpläne hatten wir eineinhalb Tage Aufenthalt.
Aber dann stellte sich heraus, dass es nicht so einfach ist, sich spontan und ohne Planung einen Tag lang in Johannisburg sinnvoll zu beschäftigen...
Von einer Besichtigung des Johannisburger Stadtzentrums von haben uns die freundlichen Damen und Herren an der Hotelrezeption und der Taxifahrer händeringend abgeraten: da werden nämlich ständig Touristen überfallen, beraubt, beklaut, zusammengeschlagen, erschossen, entführt, erstochen, ... Lassen wir das.
Im Flughafenhotel zu hocken ist natürlich nicht die Erfüllung. Aber in der Nähe von "Jozi" gibt es einen netten Tierpark, im Stil des weltberühmten Safariparks in Stukenbrock - genau die richtige Beschäftigung für einen Tag!!
Übrigens: den ersten Eindruck vom Kontinent Afrika bekamen wir (nichtsahnend aus der englisch strukturierten Ordnung der australischen Flughäfen kommend) schon auf dem Flughafen von Jo-Burg mit einer vollen Breitseite präsentiert: Auf dem gesamten Flughafen herrschte ein Riesen-Chaos!
Sofern man nicht direkt davon betroffen ist, hat das Durcheinander echten Unterhaltungswert. Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen, nur soviel: die Fußball-WM 2010 verspricht, was die Kapazitäten der vorhandenen Infrastruktur betrifft, lustig zu werden...
Aber jetzt ENDLICH zum Thema:
So ziemlich das Einzige, was ich aus meinem Grundschulunterricht behalten habe, ist diese elementare Information:
Sollte ich mit meinem Aufenthalt hier jetzt jemandem einen Herzenswunsch erfüllt haben: es war mir ein Vergnügen!
Madagaskar ist ein etwas kompliziertes Reiseland.
Ankommen und losreisen ist nicht - es bedarf einer fast generalstabsmäßigen Vorbereitung.
Also eigentlich genau das, was wir mit zunehmender Reisedauer mehr und mehr vernachlässigt haben...
Es fängt schon mit dem Geld an. In Chile hatten wir über den unkomfortablen Wechselkurs geschimpft. Freundlicherweise sehen sich die Scheine der beiden Währungen auch noch ziemlich ähnlich! Und diese Umrechnungskurse... Ein Ariary entspricht ungefähr fünf madagassischen Franc. Ein Gang zum Geldautomat und schon ist man (vorübergehend) Millionär...! |
Das nächste Problem ist die Sprache.
Amtssprache ist zwar offiziell Französisch, aber Französisch ist für Madegassen genau so eine Fremdsprache wie für uns!!
In abgelegeneneren Provinzen wird fast ausschließlich Malagasy gesprochen.
Keine Ahnung, was wir hier gegessen haben - aber es war echt lecker!! |
Auch madagassische Namen sind ein Kapitel für sich.
Die Hauptstadt heißt Antananarivo, dann gibt es noch jede Menge anderer Städte mit so lustigen Namen wie Ambatofinadrahana oder Fenoarivo Atsinanana...
Gängige Familiennamen sind z. B. Nasoloandriamarohasy oder Razafindrazanaka.
Mal abgesehen davon, dass sich das kein Mensch merken kann, sprengen diese Namen ja nun wirklich jedes Formular!! Es scheint selbst die Madagassen zu ermüden, denn mehr und mehr werden Abkürzungen oder Alternaivnamen verwendet.
Dies führt allerdings wieder zu neuen Verständnisschwierigkeiten und Verwechselungen, da manchmal für verschiedene Namen dieselben Abkürzungen verwendet werden. Das führt dann dazu, dass man z.B. beim Kauf von Busfahrkarten nicht zwingend die gleiche Örtlichkeit benennt wie der Ticketverkäufer...
Aber irgendwie sind wir überall da angekommen, wo wir hinwollten!
Ohnehin stellt sich bei Reisen durch Madagaskar immer die Frage, wie man sich im Land fortbewegt.
Natürlich gelten für Madagaskar auch hier wieder besondere Regeln.
Es gibt zwar einige Eisenbahnlinien, diese werden allerdings fast alle wegen ihres maroden Zustandes überhaupt nicht oder lediglich für Güterverkehr genutzt.
Ein Linienbusverkehr oder gar Reisebusse existieren nicht!
Das gängigste Verkehrsmittel ist das "Taxi Brousse".
Das sind Kleinbusse oder Transporter mit 9 oder 15 Sitzplätzen (die besseren Modelle mit Dachgepäckträger), die einem Fahrplan folgend zwischen Dörfern und Städten hin und herpendeln.
Soweit die Theorie.
In der Praxis sieht das dann, wenn es schlecht läuft, schon mal so aus:
In einen der o. g. 9-Sitzer passen mindestens 15 - 18 Personen.
Es gibt ja nun wirklich keinen vernünftigen Grund, warum man Zwischenräume zwischen den Sitzen (aber auch oberhalb der Fahrgäste) freilassen sollte, oder?
Der technische Zustand der Fahrzeuge liegt irgendwo zwischen funkelnagelneu und Damit-fahr-ich-nicht-mal-bis-zum-Aldi. Scheibe kaputt? Egal, die tut's noch! |
Leider weiß man bei Buchung der Fahrt nie, was man erwischt...
Fahrplan??? Was war das noch gleich...?
Ein echtes Taxi Brousse fährt erst los, wenn es voll ist!!
Freundlicherweises starten die Überland"linien" zu so komfortabeln Uhrzeiten wie 2 oder 3 Uhr morgens - vorausgesetzt, es sind genug Leute da...
Und dann war da auch noch diese farbenfrohe Schilderung eines Reisenden, den wir unterwegs trafen:
da sein Taxi Brousse nicht bis auf den letzten Platz ausgebucht war, ist der Fahrer nach Fahrtantritt erst mal dreieinhalb Stunden durch die Stadt gekurvt, um noch weitere Fahrgäste aufzutreiben. Im Rahmen dieser z. T. sehr aggressiven Fahrgast-An- und Abwerbung wurde der Fahrer in drei Schlägereien verwickelt, das Ende vom Lied war, dass er ausgetauscht werden musste...
Hatte ich übrigens erwähnt, dass "Brousse" das französische Wort für Dschungel ist...?
Nach ausreichender Berücksichtigung aller o. g. Punkte haben wir "gekniffen" und uns für einen Leihwagen entschieden.
Wobei ich zu unserer Ehrenrettung aber noch hinzufügen möchte, dass nicht nur die o. g. Abenteuer der Grund waren, sondern in erster Linie die Flexibilität. Wenn man aber unendlich viel Zeit und einen natürlichen Hang zum Masochismus hat, ist das Taxi Brousse ein wirkliches Reiseerlebnis!! |
Wie sollte es anders sein: die Sache mit dem Leihwagen ist natürlich auch nicht so ganz einfach.
Die meisten Verleiher geben ihre Autos nur mit Fahrer ab. Das allein stellt ja eigentlich kein Problem dar.
Aber die meisten Firmen verleihen ihre Pkw nur für Touren rund um Antananarivo, für alle anderen Strecken muss man einen Geländewagen mieten. Und die sind (selbst für europäische Verhältnisse) sehr teuer.
Dazu kam, dass bei unserer Ankunft nahezu alle Verleiher ausgebucht waren (der August ist in Madagaskar Hauptreisezeit), die Mindestwartezeit betrug sechs Tage!
Jetzt war guter Rat teuer. Doch Taxi Brousse fahren? Auf gar keinen Fall!!
Was tun?
Ganz einfach!
Man stellt sich auf einen halbwegs belebten Platz und setzt ein "Ich-suche-was"-Gesicht auf.
Etwa eineinhalb Sekunden später bekommt man unzählige Angebote für Souvenirs, Obst, Taxifahrten, Touren, Restaurants, Guides, Zeitungen, etc. etc.
Diese Angebote ignoriert man weitestgehend und fragt in die Runde der vielen Anbieter, ob einer einen kennt, der Touristen durch die Gegend kutschiert.
Danach dauert es nur noch etwa 5 Minuten und man hat einen (offiziellen!!) Leihwagen mit (offiziellem, staatlich anerkanntem!!) Fahrer!
In unserem Fall war das Germaine Ramarokoto, ein richtiger Glücksgriff! Germaine ist ein grundehrlicher, erfahrener und zuverlässiger Touristenchauffeur mit intensiver Kenntnis des Landes, von Routen, Sehenswürdigkeiten, guten Hotels, Restaurants und Tour-Guides, der sich darüberhinaus noch als perfekter Allround-Organisator entpuppte!! Neben der Fahrerei war seine Hauptbeschäftigung auf unserer Tour übrigens, das Auto zu putzen! |
Jetzt konnte es endlich losgehen!!!
Madagaskar ist das Land, bei dem ich während unserer Reise die zwiespältigsten Eindrücke gesammelt habe: einerseits ist diese Insel wunderschön, andererseits ist unbeschwerter Reisegenuß nicht garantiert.
Denn Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es hat zwar Bodenschätze, aber die Regierung ist nicht in der Lage (oder willens..???), diese zum Wohle von Volk und Land zu nutzen! Die Menschen leben in extrem einfachen bis bitter-armen Verhältnissen, an allen Ecken und Enden fehlt es am Nötigsten. Oft hat man das Gefühl, dass die Uhren in Madagaskar vor 100 Jahren stehen geblieben sind. | ||
Einige dieser Bilder mögen zwar auf den ersten Blick malerisch und idyllisch erscheinen - man sieht aber überall, dass das Leben in Madagaskar nicht wirklich lustig ist...
Hinzu kommen noch massive ökologische Probleme. Die Folge: Kahlschlag und Erosion | ||
Früher muss es fast überall so ausgesehen haben | - | heute findet man vielerorts leider das. |
Glücklicherweise gibt es eine bemerkenswert große Anzahl an Nationalparks, Naturreservaten und anderen strikt geschützten Gebieten. (Der älteste Nationalpark wurde bereits 1962 gegründet!!) Die Hauptsache ist: die Parks geben Arbeit!! Besichtigungen sind nur mit Guide erlaubt, dazu kommen Arbeitsplätze für Ranger, Förster, Naturwissenschaftler, Waldarbeiter, Fahrer, es gibt Forschungsprojekte, Hotels, Restaurants, Souvenirbuden usw., usw. |
Wie auf vielen isolierten Inseln hat sich auch auf Madagaskar eine ganz spezielle Tierwelt entwickeln können. | ||
Die größten Chamäleons werden bis zu 80 cm lang. | ... hier eins der kleinsten! | |
Meister der Tarnung: ein Leaf-tailed Gecko | Day Gecko | |
Wer hat eigentlich behauptet, dass Frösche grün sein müssen? | ||
Die "Stars" in Madagaskars Wäldern sind aber ganz klar die Lemuren!! | ||
(Ringtailed-Lemur) |
Es gibt 51 verschiedene Spezies dieser bedrohten Affenart, jede einzelne ist sehenswert!! | ||
Common Brown Lemur | Eastern Grey Bamboo Lemur | |
Black and White ruffed Lemur | Bamboo Lemur | |
Sifaka-Lemuren ... | ... sind echte Akrobaten! | |
Indri - die größte Art |
Lemuren findet man fast nur noch in den geschützten Nationalparks. Dort haben die Tiere nur eine geringe Scheu vor Menschen!
Wenn vorne fotografiert wird, kann man ja hinten schon mal den Rucksack leerräumen! (Hier ein Common Brown Taschendieb-Lemur bei der Arbeit...) | Im Ivoloina Park werden Lemuren nachgezüchtet und ausgewildert - aber so mancher (z. B. dieser Crowned Lemur) hat jedoch seine eigenen Ansichten zum Thema Auswilderung... | |
Besonders lustige Vertreter sind die winzigen Maus-Lemuren! Im Ranomafana NP finden sich allabendlich bis zu 50 Touristen, bewaffnet mit Kameras und Taschenlampen, auf einer kleinen Lichtung ein und warten auf die Lemuren. Und die kommen! Pünktlich!! Die kleinen Fellkugeln turnen in buchstäblich affenartiger Geschwindigkeit durch die Bäume und gucken neugierig, was die diese seltsamen Menschen da tun. Kamera-Blitz ist verboten, aber Taschenlampen stören die Tierchen kein bißchen - eher im Gegenteil, einige scheinen es zu genießten, im "Rampenlicht" zu stehen... Ich war mir am Ende der "Veranstaltung" nicht sicher: wer hat hier eigentlich wen besichtigt??? |
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SO!!!
DAS WAR'S!!!
Hier geht unsere phantastische Tour zu Ende!!!
In der nächsten Woche werden wir auf Nosy Be, einer Insel im Nordwesten Madagaskars, ein bißchen faulenzen (Wir lagen vor Madagaskar...!!!), damit wir uns am 01. Oktober wieder frisch ins Berufsleben stürzen können!!
... to be continued...???
Zum Schluss...